Die diesjährige Studienreise des VdAW nach Nicaragua bot den Teilnehmern ein abwechslungsreiches und spannendes Programm. Vom 21. Januar bis 3. Februar konnten sich die Reisenden einen tieferen Einblick in die agrargewerbliche Produktion, kulturelle Besonderheiten und die wunderschöne Natur Nicaraguas verschaffen.

Spektakuläre Naturschauspiele wie die zahlreichen aktiven Vulkane konnten hautnah erlebt, und – wer wollte – auch erwandert werden. Belohnt wurden die Teilnehmer für ihre körperlichen Mühen mit phantastischer Sicht auf glühende Lavaströme und einem einzigartigen Abstieg über dampfende Erde und sandfeine Aschefelder. Aber auch die großartigen Seen- und Flusslandschaften wurden per Boot – oder, wie im Fall der wunderschönen Wildwasserschlucht Canon de Somoto – auch schwimmend erkundet. Einblicke in die Geschichte und Kultur Nicaraguas konnten insbesondere in den gut erhaltenen Kolonialstädten Granada und León gewonnen werden. Dabei durfte der Bummel über den einen oder anderen Markt und abendliches Flanieren auf den Ausgehmeilen der Städte natürlich nicht fehlen.

Aber natürlich stand die Besichtigung des Anbaus und der Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten im Fokus der Reise. Im Norden des Landes spielt unter anderem der Tabakanbau eine große Rolle. Nach der Besichtigung einer Plantage samt Trocknungshallen konnte man sich mit den Details der Zigarrenherstellung vertraut machen. In der Zigarrenfabrik Santiago in Estelí hatten sich die Mitarbeiter schon auf den Besuch gefreut und zeigten uns bereitwillig jeden Handgriff der Herstellung von der Auswahl der Tabakblätter bis zur Endkontrolle der fertigen Zigarren.

Ein weiteres wichtiges Standbein der landwirtschaftlichen Produktion ist der Kaffee. Bei der Fair Trade-Kooperative Prodecoop konnte auch hier jeder Schritt vom Anbau bis zum fertigen Produkt inspiziert werden. Die für landestypische Verhältnisse sehr große Organisation beeindruckte durch das fast völlige Fehlen von Maschinen. Hier ist jeder Schritt Handarbeit, vom Anbau über die Trocknung und Sortierung der Bohnen bis hin zur anschließenden Weiterverarbeitung. Natürlich durften wir auch bei der abschließenden Kreation der Kaffeeverschnitte dabei sein und köstlichen Bio-Kaffee verkosten.

Beim Nischenprodukt Sesam fühlt man sich, wie so oft in Nicaragua, in der Zeit zurück versetzt: Die Felder werden noch mit Ochsen bestellt und der Sesam von Hand gedroschen. Auch die Weiterverarbeitung wird mit einfachstem maschinellen Einsatz durchgeführt. Umso beeindruckender ist, dass die Kooperative UCASA es schafft, mehr als 300 Landwirten ein Einkommen zu gewährleisten und die fertigen Produkte bis nach Europa exportiert werden.

Ein absolutes Highlight war die Besichtigung der Hibiscusblütenherstellung. Die Kooperative in Chinantlan entpuppte sich als soziales Projekt für Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Die Mitarbeiterinnen haben sich sehr auf den Besuch des VdAW gefreut und einen Monat lang kleine Geschenktüten für ihre Besucher zusammengestellt. Die Reiseteilnehmer waren davon so gerührt, dass sie spontan eine Sammlung zur Unterstützung des Projektes organisierten. Außerdem wurde beschlossen, das Projekt auch in Zukunft weiter zu unterstützen. So könnten z.B. die mit Liebe gefertigten Hibiscus-Produkte als Weihnachts- oder Firmenpräsente verwendet und mit Hilfe des VdAW stärker vermarktet werden. Ferner könnte man die Produktion durch die Spende von hierzulande veralteten Maschinen unterstützen. Wir werden Sie über die Weiterentwicklung des Projektes auf dem Laufenden halten!

Abgerundet wurden die Besichtigungen mit einem Besuch der wohl bekanntesten Rumfabrik Mittelamerikas, der Flor de Caña, und dem Besuch bei einem Schweizer Unternehmer, der eine erfolgreiche Marmeladen-, Pasten- und Chutneyproduktion in Jinotepe aufgebaut hat. Nach dem anstrengenden Programm durfte aber auch die Erholung nicht zu kurz kommen, und so standen zum Abschluss einer überaus interessanten Reise noch die abenteuerliche Überfahrt auf die Vulkaninsel Ometepe im Nicaraguasee und der Badeabschluss am wunderschönen Pazifikstrand in Montelimar auf dem Programm.

Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle auch an unseren überragenden Tourguide Mauricio, der sich seine fundierten Kenntnisse der nicaraguanischen Fauna und Flora u.a. während eines Studiums in Leipzig angeeignet und uns ohne Pause – dafür mit beeindruckendem Engagement – durch das Land geführt hat („…so ist die Lage!“).

Bedanken möchte sich der Organisator der Reise auch bei einer wundervoll harmonischen Reisegruppe, die ihm das  Leben sehr leicht gemacht hat. Vielen Dank!

VdAW Beratungs- und Service GmbH

VdAW hilft Frauen in Not – Soziales Projekt in Nicaragua

Nicaragua ist eines der ärmsten Länder Lateinamerikas. 43 Prozent der Bevölkerung leben in Armut, die meisten von ihnen auf dem Land mit einem Tageseinkommen von weniger als einem US-Dollar. Besonders betroffen von der Armut sind die indigene Bevölkerung, Frauen und Jugendliche. Jede dritte Frau in Nicaragua erfährt zudem laut einer Statistik der nicaraguanischen Regierung (ENDESA 2006 / 2007) physische oder psychische Gewalt in ihrer Beziehung. In 59 Prozent der Gewaltsituationen waren die Kinder anwesend.

Im Januar 2017 besuchten VdAW-Mitglieder im Rahmen der VdAW-Studienreise nach Nicaragua die Kooperative „Chinantlan“. Die Kooperative bietet ihren Mitgliedern die Möglichkeit, durch vertraglich abgesicherten Hibiscusblütenanbau den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Erzeuger-Kooperative, deren Mitglieder größtenteils Frauen sind, die Opfer von Gewalt wurden, verarbeitet die Blüten in der eigenen Einrichtung weiter und vermarktet die dabei entstehenden Produkte in Eigenregie.

Die VdAW- Reisegruppe war bei ihrem Besuch überwältigt von dem Engagement der Frauen, die sich wochenlang auf die Produktionsbesichtigung der VdAW-Mitglieder vorbereitet hatten. Mit einfachsten Mitteln stellen die Frauen leckere Hibiscusblüten-Weine her oder füllen Blüten für die Zubereitung von Tees und Säften ab. Auch werden zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten für die Mitglieder der Kooperative angeboten.

Bei der Produktionsbesichtigung am Standort Chinandega organisierte die VdAW-Gruppe spontan eine Sammlung zur Unterstützung des Projektes. Zudem beschlossen die Reiseteilnehmer, die Kooperative auch in Zukunft weiter zu fördern.

VdAW-Präsident Heinz Künkele wird das Projekt am 1. Juni 2017 im Rahmen des Verbandstags in Heilbronn vorstellen und den VdAW-Mitgliedern die angedachten Unterstützungsmaßnahmen darlegen. Für die Verbandstagsbesucher wird es im Rahmen einer Verkostung die Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild von den liebevoll hergestellten Produkten zu machen.

Mathias Gränzer,
VdAW Beratungs- und Service GmbH