



Strategiedialog Baden-Württemberg: Gemeinsame Roadmap steht
Der Berufsstand lobt die Finanzierungszusage der Landesregierung. In Baden-Württemberg hat die Landesregierung am 07. Oktober einen Gesellschaftsvertrag für die Zukunft der Landwirtschaft und der biologischen Vielfalt unterzeichnet – gemeinsam mit rund 50 Akteuren aus Landwirtschaft, Naturschutz, Handel, Verarbeitung, Erzeugung, Gesellschaft, Wissenschaft, Kirchen und Politik. Die „Gemeinsame Vereinbarung“ enthält Handlungsempfehlungen und konkrete Selbstverpflichtungen in fünf Bereichen. Neben der Förderung regionaler Erzeugung und der Schaffung passender politischer Rahmenbedingungen für den Wandel in der Landwirtschaft geht es etwa um die Stärkung von Landwirtschaft und Artenvielfalt in Bildung und Beratung, außerdem um eine verbesserte Verbraucherinformation sowie die Stärkung der Außerhausverpflegung als Hebel für Biodiversität und Regionalität.
Das Papier markiert den vorläufigen Endpunkt des „Strategiedialogs Landwirtschaft“, der 2022 gestartet worden war, um Lösungen für eine nachhaltige Gestaltung der Landwirtschaft und der biologischen Vielfalt im Südwesten zu erarbeiten. Laut Staatskanzlei sind für die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen im Doppelhaushalt 2025/26 sowie den Folgejahren zusätzlich knapp 120 Mio. Euro vorgesehen. Dazu komme die Sicherung von Landesmitteln nach dem Wegfall der Bundesförderung. Unterm Strich stünden damit 143 Mio. Euro zur Verfügung. Die Fortschritte bei der Umsetzung der vereinbarten Roadmap sollen künftig jährlich überprüft werden (AgE).
Der VdAW hat aktiv an der Umsetzung mitgewirkt
Besonders in der Arbeitsgruppe 1 des Strategiedialogs, in der Akteure von NGOs, Vertreter der Landwirtschaft, Verarbeiter und der Handel beteiligt waren, wurde deutlich, dass viele gesellschaftliche Forderungen am Markt nicht vergütet werden. Das Agrargewerbe agiert genau in diesem Spannungsfeld, da seine Lieferanten mit politischen und gesellschaftlichen Anforderungen sowie Vorgaben konfrontiert sind, während die Produkte in einem globalen Markt bestehen müssen.
Hier konnte sich der VdAW aktiv einbringen und den weiteren Teilnehmern die Perspektive des Agrargewerbes vermitteln. Als Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass diese Aufgabe nur gemeinsam gelingen kann. Das bedeutet, dass die Akteure der Wertschöpfungskette auf Augenhöhe miteinander agieren müssen, um Vermarktungsstrukturen zu sichern und weiterzuentwickeln. Auch Verlässlichkeit und eine gewisse Sicherheit für notwendige Investitionen müssen gegeben sein, damit Unternehmen sich aktiv beteiligen. Schlussendlich müssen Handel, Verbraucher und die Politik dafür sorgen, dass nachhaltige, regionale Lebensmittel ein attraktives Geschäftsfeld bleiben, in das es sich zu investieren lohnt. Und zwar unabhängig davon, ob man Landwirt, Kaufmann oder Unternehmer im Agrargewerbe ist (Timo Schumann, VdAW).
Kretschmann: Breiter Konsens
Für Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigt der von vielen Akteuren unterzeichnete Gesellschaftsvertrag, dass gemeinsam Verantwortung für die Zukunft der Landwirtschaft in Baden-Württemberg übernommen werden soll. In einem breit getragenen Konsens seien alle relevanten Akteure eingebunden und Naturschutz mit der Landwirtschaft zusammengebracht worden, fasste Kretschmann den Prozess zusammen. Für Landwirtschaftsminister Peter Hauk ist insbesondere die transparente Kennzeichnung regionaler Produkte ein Anliegen. Verbraucher müssten auf den ersten Blick erkennen können, ob ein Lebensmittel regional erzeugt sei und welchen positiven Einfluss dies auf Umwelt und Artenvielfalt habe. Nur so kann seiner Meinung nach nachhaltiger Konsum langfristig gestärkt werden. Mit einer groß angelegten Image- und Informationskampagne soll deshalb in Baden-Württemberg das Bewusstsein der Verbraucher für regionale Landwirtschaft, Biodiversität und Nachhaltigkeit gestärkt werden. Um eine starke Wiedererkennung und effektivere Kommunikation zu gewährleisten, sollen alle bisherigen Marketingaktivitäten unter einer Dachmarke vereint werden (AgE).
Rukwied: Südwesten mit Vorbildfunktion
Der Präsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV), Joachim Rukwied, wertete den Dialog in einer ersten Reaktion als gelungen. „Wenn Lebensmittelhersteller und -händler, Politik, Naturschutz und Landwirtschaft sich auf einen gemeinsamen Weg verständigen, können Zukunftsperspektiven für unsere Bäuerinnen und Bauern geschaffen werden, der Naturschutz gestärkt und die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln aus der Region gesichert werden“, betonte Rukwied (AgE).
Fotos: MBW / Jan Potente

Vertragsunterzeichnung. Rechts im Bild: VdAW-Präsident Wilhelm Lohrmann.